Künstliche Intelligenz versus der Mensch
Wie ich zu künstlichen Intelligenz stehe und sie für meine Zwecke nutze.
In den letzten Tagen habe ich mir Gedanken zum Thema Künstliche Intelligenz gemacht. Bevor man jedoch etwas grundsätzlich verteufelt, sollte man sich auch mit der Materie auseinandersetzen. Deshalb habe ich nicht nur Podcasts gehört und Berichte gelesen, sondern auch selbst ChatGPT und Midjourney getestet. Wenn ihr also etwas Zeit habt, lade ich euch ein, meinen Gedanken und Erfahrungen zu folgen.
Was ist Künstliche Intelligenz und wie intelligent ist sie wirklich?
Künstliche Intelligenz ist ein sehr dehnbarer Begriff. Selbst ein einfacher Taschenrechner kann als solche bezeichnet werden. Im Grunde haben Wissenschaftler einem Gerät beigebracht, dass eins und eins zwei ergibt und das mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 %. Damit sind wir schon beim Kern der Sache. Eine KI arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten. Aufgrund deines Internetverhaltens ergibt sich eine große Wahrscheinlichkeit, dass dir meine Cartoons gefallen und so in deinem Instagram-Feed angezeigt werden. Selbst beim Entsperren deines Smartphones wird anhand der Abstände von Augen, Nase und Mund errechnet, dass du mit großer Wahrscheinlichkeit der Besitzer bist, der das Gerät jetzt nutzen möchte.
So leben wir schon lange vor dem aktuellen Hype mit künstlicher Intelligenz. Neu dazu gekommen ist jedoch der Kontext. ChatGPT weiß, dass nach einem Subjekt ein Verb und anschließend ein Objekt folgen muss. Es wurde ihm Grammatik beigebracht. Es kennt aber auch die Bedeutung der Wörter und deren Zusammenhänge, sodass es logisch antworten kann. Bei der Bildbearbeitung ist es ähnlich. Die KI weiß mittlerweile, was ein Apfel ist und kennt auch das Aussehen eines Baumes. Sie schafft es somit, Äpfel auf Bäumen darzustellen und das Ganze auf einer schönen Obstwiese vor einem romantischen Sonnenuntergang. Doch woher kennt die KI das alles? Weil wir es ihr beigebracht haben. Die KI ist eigentlich (noch) dumm. Sie reproduziert und kombiniert Dinge mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen, die wir ihr beigebracht haben. Wir füttern den Computer mit einem Bild von Mona Lisa und anhand der Formen und Farben kann er das Bild entweder nachbilden, neu interpretieren oder sogar erweitern (Adobe Firefly).
Aus diesen Gründen ist die künstliche Intelligenz nur bedingt intelligent. Sie kennt den Kontext aus Milliarden von Texten und Bilddateien und deren Zusammenhänge zueinander. Sie wurde Monate lang mit riesigen Datenmengen gefüttert und ist somit nur so clever wie ihr Input.
Wie gehen wir mit der KI um?
Der autonome Fahrassistent eines Teslas gerät in eine schwierige Verkehrssituation. Ein junges Kätzchen überquert unerwartet die Fahrbahn. Wenn die KI nach links ausweicht, würde sie eine Frau mit einem Kinderwagen überfahren. Wenn der Tesla nach rechts ausweicht, würde er in eine Mauer krachen und den Fahrer selbst gefährden. Wie würdest du entscheiden? Was ist ethisch vertretbar? Was ist Ethik überhaupt? Selbst wir Menschen wissen es nicht so genau. Ethik ist keine natürliche Kraft oder ein Element im Periodensystem. Was richtig und falsch ist, hat der Mensch selbst bestimmt und wurde im Laufe der Geschichte oft uminterpretiert. Einer meiner Lieblings-Science-Fiction-Schriftsteller, Isaac Asimov, hat in seinen Romanen drei Grundregeln der Robotik aufgestellt:
Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen.
Ein Roboter ist verpflichtet, mit Menschen zusammenzuarbeiten, es sei denn, diese Zusammenarbeit stünde im Widerspruch zum ersten Gesetz.
Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange er dadurch nicht in einen Konflikt mit dem ersten Gesetz gerät.
Ziemlich clever von Herrn Asimov, wie ich finde. Der Mensch wird aber seine Ethik immer wieder nach seinen Bedürfnissen interpretieren und somit die KI missbrauchen. Die EU befasst sich derzeit intensiv mit dem Thema und auch Ethikräte sind dabei involviert um Regel für die KI festzulegen.
Die Künstliche Intelligenz muss erkennen, dass die Verjüngung von Harrison Ford für den neuen Indiana Jones dem Film dienlich ist. Dem Porno-Deepfake von Scarlett Johansson jedoch muss sie eine Absage erteilen. ChatGPT lehnt Gewalt und sexuellen Inhalt ab. Midjourney hat bestimmte Keywords blockiert, um keine Nacktheit darstellen zu können. Trotzdem gibt es andere Anbieter, bei denen dies explizit möglich ist. Dahinter steht aber immer der Mensch, der es mit der Moral nicht so genau nimmt.
Ist das Kunst oder kann das weg?
Nachdem ich jetzt schon viel geschrieben habe, komme ich nun zum Kern meines Beitrags: KI in der Kunstszene. Hierbei handelt es sich um ein sehr polarisierendes Thema, bei dem die Frage nach den Urheberrechten im Raum steht. Ist das, was eine Maschine ausspuckt, noch Kunst?
Zuerst möchte ich eine Frage an die Künstler stellen: Wie viel von Goethes Faust darf ich in meinem Roman zitieren? Wie viele Minuten eines Beatles-Songs darf ich für meinen Hip-Hop-Track sampeln? Wie weit darf ich einen Witz aus einem anderen Cartoon in meinem Cartoon verwenden? Oder anders gefragt: Wie stark fließen Einflüsse anderer Künstler in deine Arbeit ein?
Mein Stil ist die Summe meiner Erfahrungen, die ich von meinem ersten Bilderbuch als Kleinkind bis heute gesammelt habe. Kein Künstler ist frei von äußeren Einflüssen. Somit sind wir selbst die Blaupause einer künstlichen Intelligenz. Wir haben der KI die Erfahrung machen lassen und sie mit Unmengen an Daten gefüttert. Wenn man von ihr verlangt, ein Bild von Picasso zu malen, kann sie dies einwandfrei. Soll sie ein Bild nur im Stil von Picasso malen, lässt sie sich von den gespeicherten Daten „inspirieren“ und kreiert ein neues Bild, das aussieht wie vom Meister selbst gemalt. Ob dies als Kunst gilt, darf jeder für sich selbst entscheiden. Doch wie wird diese Kreation verwertet?
Derzeit gibt es eine Flut von künstlich generierten Motiven in großen Online-Druckereien. Diese KI-Kreationen können ganz legal auf T-Shirts, Tassen oder als Sticker gedruckt werden. Der Benutzer, der das Motiv hochgeladen hat, erhält einen beachtlichen Anteil am Verkauf. Zig YouTube-Videos erklären, wie man mit diesem Geschäftsmodell schnell Geld verdienen kann. Meiner Meinung nach hat das nichts mehr mit Kunst zu tun. Hier werden auch bewusst Urheberrechte verletzt, wenn KI-Mickey Mäuse in Poster-Shops angeboten werden.
Führen oder Assistieren?
Die Verlockung ist groß, sich zurückzulehnen und sich von der KI Kunst vorkauen zu lassen. Allerdings sollte dies nicht das Ziel eines echten Künstlers sein. Leonardo da Vinci begann als Schüler bei Verrocchio, wo er an dem berühmten Gemälde "Die Taufe Christi" assistierte. Als er sich selbst einen Namen gemacht hatte, unterrichtete er mindestens 14 Schüler. Die Sixtinische Kapelle hätte nie in ihrer Pracht fertiggestellt werden können, hätte Michelangelo nicht seine Gehilfen gehabt. Auch die KI sollte uns assistieren. Ich selbst habe schon begonnen, künstliche Intelligenz als Assistenten einzusetzen. Egal, ob sie mir bei diesem Beitrag als Korrekturleser und Lektorat dient oder mir Inspirationshilfen für eine Comic-Roboter-Katze liefert. Sie unterstützt mich lediglich. Die Handarbeit erledige ich selbst.
KIs sind dafür da, um unsere Arbeit zu erleichtern und nicht zu übernehmen. Es liegt also in der Verantwortung der Menschen und nicht der Maschinen, wie dieses Werkzeug genutzt wird. Es ist unsere eigene moralische und ethische Verantwortung. Ich klage daher nicht, dass es die KI gibt. Ich verurteilte die Menschen, die sie falsch einsetzen.
Wie seht ihr das? Nutzt ihr bereits künstliche Intelligenz und wenn ja, wie? Ich wäre an eurer Meinung und euren Erfahrungen interessiert. Schreibt mir einfach in den Kommentaren oder antwortet mir auf Twitter oder Instagram. Ich freue mich auf eure Antworten.
Euch noch einen schönen Sonntag!
Markus