Wer die letzten Tage die Nachrichten verfolgt hat, wird Zuckerbergs Kniefall vor Trump mitbekommen haben. Musk ist bereits festes Mitglied der neuen Administration unter Trump. Nun hat auch Mark Zuckerberg mit seinem Imperium aus Facebook, Instagram und WhatsApp nachgegeben und die Kontrollmechanismen seiner Plattformen aufgehoben. Die Folgen sind bereits bei X (ehemals Twitter) zu beobachten: Hass und Hetze in den sozialen Medien werden nicht mehr eingedämmt. Unter dem Deckmantel der „Redefreiheit" wird wieder gegen Diversität und Individualität gemobbt. Die Vernetzung rechter Sympathisanten und Aktivisten wird künftig nicht mehr überwacht.
Eigentlich möchte ich in solchen Netzwerken nicht mehr aktiv sein. Facebook nutze ich schon lange nicht mehr, und Twitter habe ich verlassen, kurz nachdem es zu X wurde. Stattdessen bevorzuge ich dezentrale Dienste wie Bluesky und Mastodon. Dort übernehmen die – meist ehrenamtlichen – Serverbetreiber die Moderation, und Regelverstöße führen zur sofortigen Sperrung. Doch nun droht Instagram in die Anarchie abzudriften, und genau hier liegt mein moralisches Dilemma: Die Foto-App hat mir 2019 geholfen, mein Business aufzubauen und meine geliebte Fanbase zu entwickeln. Täglich sind mehr als 30 Millionen deutsche Nutzer:innen auf Instagram aktiv – eine Reichweite, die kaum eine andere Plattform bietet. Deshalb nutze ich sie weiterhin, obwohl meine Moral nach einem Exodus schreit. Ich brauche einfach den Kontakt zu meiner Community. Mit diesem Zwiespalt bin ich nicht allein: Der geschätzte Kollege Clemens Moses hat bereits Konsequenzen gezogen und seinen Instagram-Account auf Eis gelegt. Der fabelhafte Ingo Römling lässt nach 15 Jahren seine 4.000 Follower zurück. Auf der anderen Seite gibt es Kollegen wie Ralf König, der nicht verzichten kann – er hat sich eine große Fanbase auf Facebook aufgebaut und fürchtet nun homophobe Hetze:
Ich möchte meine treuen Follower nicht enttäuschen, aber mit Hetzern und Trollen möchte ich nicht im gleichen Boot sitzen. Wie bereits erwähnt, habe ich mich für Bluesky und Mastodon entschieden. Zusätzlich führe ich diesen Newsletter für alle, die mehr als nur durch die Timeline scrollen möchten. Eine eindeutige Instagram-Alternative suche ich noch. Es gibt bereits interessante Apps wie Pixelfed, die algorithmus- und werbefrei funktionieren. Wie diese Alternativen von der breiten Masse angenommen werden, bleibt abzuwarten. Bis dahin hoffe ich, dass sich unsere Welt nicht komplett entzündet und wir wieder zu einem respektvollen und fairen Miteinander zurückfinden.
Euer Markus
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Du hast die Situation sehr treffend beschrieben. Danke für den Zeitungsartikel über Ralf König.
Mir ergeht es ähnlich, ich schaue mich gerade sehr genau um, wo ich weiter Zeichnungen posten und über das Zeichnen austauschen kann. Zum letzteren fällt mir vor allem Toonsup (Neustart) und das Zeichnen-Forum (eher Artwork) mit sehr freundlicher Community ein. Ob diese Form der Foren wieder oder weiterhin Zukunft hat, bleibt abzuwarten. Bei den Social Media, wie Cara, Bluesky, Mastodon. etc. bin ich gespannt, manches läuft ja schon sehr gut. Ich werde mich denen nun auch stärker widmen. Instagram ist für mich nicht mehr die erste Wahl, obwohl ich dort noch vielen Künstlern folge, die noch nicht woanders zu finden sind. Wie Du schon schreibst: Ein Dilemma.