Digitale Völkerwanderung
Seitdem der Elon Twitter gekauft hat, geht es mit den sozialen Medien irgendwie bergab. Was macht das mit uns KünstlerInnen?
Schon zuvor hat sich dieser Verfall angekündigt, indem Twitter mehr auf Algorithmen setzt und nur bestimmte Beiträge priorisiert. Instagram Reels, also kleine Videos, werden mit höherer Relevanz in die Timeline gespült als statische Bilder, obwohl Instagram damals als Foto-App startete. Seit der letzten Anpassung der AGB werden unsere Beiträge nun auch als Futter für die konzerneigene KI verwendet. Der Ärger ist verständlicherweise riesengroß!
Aufgrund dieser Unzufriedenheit findet derzeit eine große digitale Völkerwanderung statt. Neue Plattformen wie Bluesky, Mastodon oder Cara sind blitzschnell gewachsen. Der Vorteil liegt im Verzicht von Algorithmen und die strickten NO AI Richtlinien. Der Nachteil ist jedoch, dass Follower, die zuvor gebündelt erreichbar waren, jetzt auf vielen verschiedenen Plattformen verteilt sind.
Die 9 Kammern des Social Media
Content zu kreieren ist, wie viele wissen, eine zeitaufwendige Beschäftigung. Mittlerweile bespiele ich sieben Plattformen:
Facebook (Familie)
Instagram (Fans der ersten Stunde)
Twitter (Fans der ersten Stunde)
Mastodon (Erste Auswanderungswelle)
Bluesky (Zweite Auswanderungswelle)
Threads (weitere Twitter-Flüchtlinge)
Cara (Instagram-Flüchtlinge)
Jede dieser Plattformen hat zusätzlich ihre eigenen Regeln. Diese reichen von der Länge des Textes und der Anzahl der Hashtags bis zum Format (Größe und Typ) der Bilder. Das stellt eine zusätzliche, zeitintensive Herausforderung dar.
Media ohne Social
Ich als Konsument merke selbst, dass ich wegen des Algorithmus nicht alles sehe, bzw. aber auch doppelt und dreifach, da wir alle auf den vielen Plattformen verteilt sind. Das führt zu einer großen Follower-Resignation. Man ist weniger online, fühlt sich von dem vielen Input überfordert und wischt sich lustlos durch die Beiträge.
Welchen Mehrwert bringe ich da für den/die KünstlerIn? Was ziehe ich selbst aus 3000 Followern, die mich entweder nicht sehen oder nur durchscrollen? Von Social Media ist reines Media geblieben, ohne das Attribut 'sozial'.
Back to Social
Patreon CEO Jack Conte hat es bei der SXSW 2024 Keynote treffend beschrieben:
Reichweite: Leute, die den Content sehen
Follower: Menschen, die mehr sehen wollen
Fans: Menschen, die deine Kunst honorieren und gerne für Produkte/Dienstleistung zahlen
Eine große Reichweite zu haben, bringt einem Künstler kaum Mehrwert. Mein Ziel als Cartoonist und Comiczeichner ist es, meine Fans zu erreichen und mit ihnen im Austausch zu bleiben. Bekannte Plattformen wie Patreon, Steady und Ko-Fi verfolgen diesen Weg der direkten Kommunikation schon länger. Sie erreichen only Fans (Querverweis beabsichtigt) via E-Mail, ganz ohne Algorithmus!
Social Mail
Seit Januar 2022 besitze ich diesen Substack-Account, mit dem ich eine Mailingliste aufbaue und Beiträge wie diesen per E-Mail verteilen kann. Hier habe ich die Gewissheit, die Fans zu erreichen. Es ist schön, wenn mir jemand auf die Mails antwortet und Feedback gibt. Meine Unterstützer können ihre Wünsche und Erwartungen äußern, auf die ich dann besser eingehen kann. Ganz abseits von Werbung, Bots, KI und Trollen. Mails sind immer kostenlos und man muss kein Abo abschließen. Für mich bedeutet das auch weniger Stress und ich kann mich auf das Wesentliche konzentrieren: das Zeichnen von Cartoons.
Wie geht es dir?
Auf welchen Plattformen bist du und wie geht es dir dabei? Bist du ebenfalls genervt und scrollst durch unzählige Katzen-Clips?
Du bist herzlich eingeladen!
Danke, dass du diesen Beitrag gelesen hast! Hat es dir gefallen? Wenn ja, lade ich dich herzlich ein, dich in meine Mailingliste einzutragen. So erhältst du alle Cartoons und Beiträge direkt per Mail und bist nicht mehr von dubiosen Algorithmen diverser Social-Media-Plattformen abhängig.
Danke lieber André für dein Kommentar. Es bestätigt, dass ich mit meinen Gedanken nicht alleine bin. Die Medien Landschaft ist großen Veränderung ausgesetzt. Noch ist nicht klar, wo die Reise enden wird, aber ein Ziel hab ich mir gesetzt. Mehr Qualität als Quantität.
Ich meinte natürlich die Plattform CARA. 😉